Schwert und Lilie by Marion Henneberg

Schwert und Lilie by Marion Henneberg

Autor:Marion Henneberg [Henneberg, Marion]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2014-07-10T22:00:00+00:00


11. KAPITEL

Raban konnte immer noch nicht glauben, dass der Abt seine Ankündigung so schnell in die Tat umgesetzt hatte. Ihm war klar, dass die Männer des Kirchenfürsten sich längst bereitgehalten hatten, bevor er mit der Antwort des Ebersbergers zurückgekehrt war. Mit anderen Worten: Bertho hatte fest damit gerechnet, dass Hermann von Ebersberg es rundherum ablehnte, sich der Anklage wegen des Überfalls auf Hilda und ihre Familie zu stellen. Ob er die Schärfe der ablehnenden Worte ebenfalls vorausgeahnt hat?, fragte sich Raban, während er in vorderster Reihe rechts vom Abt ritt.

Die schwerbewaffneten Soldaten folgten ihnen auf dem Weg zur Burg Ebersburg, die nicht mehr allzu weit entfernt lag. In der Nacht war ein kalter Wind aufgekommen, der das letzte Aufbäumen des Spätsommers beendet hatte. Fröstelnd zog Raban die Enden seines Umhangs zusammen, während eine Böe ihm die Haare ins Gesicht wehte. Er zweifelte nicht daran, dass der Burgherr und seine Gefolgsleute nichts von der drohenden Gefahr ahnten. Immerhin war er selbst ebenfalls völlig überrascht gewesen, da er mit einer längeren Vorbereitungszeit und einer erneuten Aufforderung gerechnet hatte.

Bertho hatte sie alle überrumpelt.

Als der Abt ihn gestern nach der Übermittlung der ablehnenden Nachricht gefragt hatte, ob er an einer möglichen Erstürmung der Burg teilnehmen wolle, hatte Raban abgelehnt. Er war dafür, dass man Hermann von Ebersberg für seine Tat zur Rechenschaft zog, ebenso wie die anderen Männer, die den Tod unschuldiger Menschen zu verantworten hatten. Kämpfen wollte er jedoch nicht. Er war ein Mann der Worte, nicht des Schwertes. Auch wenn er mit der Waffe bestimmt besser umgehen konnte als manch einer, der sich damit den Lebensunterhalt verdiente. Er war nicht wie sein Vater. Wollte es nie sein.

»Nun, Raban, habt Ihr Eure Entscheidung noch einmal überdacht?«, fragte der Abt und deutete mit dem Kopf vor sich.

Nur langsam erkannte der junge Mann die Umrisse der Burg, die auf der Anhöhe links von ihnen stand. Das steinerne Gemäuer wirkte in dem zögernd dämmernden Morgen trutzig und abweisend. Zu der frühen Stunde zeigte sich, wie klug die sorgfältige Planung des Abtes war. Seine Soldaten hatten sich gestern bereits in einiger Entfernung von Fulda im Hof eines größeren Gutes versammelt und auf weitere Befehle gewartet. In Begleitung von Raban und drei Rittern, die der ehemalige Knappe nicht mal vom Namen her kannte, war Bertho am frühen Abend zu dem kleinen, schlagkräftigen Heer gestoßen. So hatten sie am frühen Morgen nur noch eine kleine Wegstrecke vor sich. Die Fackeln, die sie am Anfang ihres Marsches benötigt hatten, waren zwar längst gelöscht, aber da der Herbsttag keinen Sonnenschein versprach, hatte Raban noch immer den Eindruck, als wäre das gräuliche Licht kaum heller als die nächtliche Dunkelheit.

»Nein, hochwürdigster Vater. Ich brauche meinen Entschluss nicht zu überdenken, da ich nicht daran zweifele. Außerdem glaube ich nicht, dass Hermann von Ebersberg Euch bereitwillig sein Tor öffnen wird.«

Der Abt stieß ein trockenes Lachen aus. »Das will ich nicht bestreiten. Andererseits zählt er nicht zu diesen Schwachköpfen, mit denen ich in der Vergangenheit gelegentlich zu tun hatte. Die drei Brüder sind höchst unterschiedlich, was den Charakter angeht.



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